Dactylorhiza praetermissa

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Moselle (F), 9. Juni 2001


Bei unserer aktuellen Orchidee des Monats - die übrigens 2008 auch Orchidee des Jahres war - sind wir wieder mal in der ach so vielfältigen Gattung der Knabenkräuter angekommen. Dactylorhiza praetermissa ist allerdings ein relativ problemloser Vertreter. Lediglich als Unterart von Dactylorhiza incarnata wird das Taxon manchmal geführt, das war schon bei Sundermann 1980 so. Wir führen das Taxon allerdings im Artrang.

Verwechseln kann man es allenfalls mit Dactylorhiza sphagnicola, dem Torf-Knabenkraut. Es gibt auch Kollegen, für die beide Taxa sogenannte vikariierende Arten sind, die eine auf kalkreichen Böden (Dactylorhiza pratermissa), das Torf-Knabenkraut dagegen immer auf sauren Moorböden. Dass beide Arten ein fast identisches Verbreitungsgebiet haben, passt hierbei ganz gut. Der Name "Übersehenes Knabenkraut" ist allerdings nicht gut gewählt. Mit bis zu 70 Zentimeter Wuchshöhe, einem Blütenstand von bis zu 13 Zentimetern Länge und meist auffallend violetten Blüten kann man das stattliche Taxon eigentlich nicht übersehen.

Die Unterart ist vergleichsweise wenig variabel. In Holland (Limburg) sind Bestände zu beobachten, die durch auffällig dunkle Lippengrundfarbe gekennzeichnet sind. Sie werden (auch von uns) als Varietät integrata geführt. Außerdem kommen immer wieder Pflanzen mit ringförmig gezeichneten Blättern und stärker linienförmig gezeichneten Lippen vor. Sie werden als Variatät junialis geführt und könnten durch Mitwirkung von Dactylorhiza maculata subsp. fuchsii entstanden sein. Beide Varietäten sind in unserem Bildarchiv abrufbar.

Die Art ist im atlantischen Europa verbreitet, im kontinentalen Europa und im Mittelmeergebiet fehlt sie völlig. Man kann sie also auf den Britischen Inseln, südwärts bis Mittelfrankreich, ostwärts bis zum deutschen Rheinland und nordwärts bis Südwestnorwegen finden. Angaben aus Norditalien sind dagegen zweifelhaft. In Deutschland dürfen Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland Pfalz und das Saarland die Unterart in ihren Florenlisten führen. Sie besiedelt Küstenwiesen, Nasswiesen, Flachmoore, Dünentälchen und Seggenriede, sie ist also vergleichsweise anspruchsvoll bezüglich des Wasserangebots. Sie steht meist vollsonnig und bevorzugt sandige bis lehmige Böden, manchmal kommt sie sogar in feuchtem Muschelsand der Dünen vor(siehe Fotos). Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August.

Hybriden sind bekannt mit den Knabenkraut-Taxa fuchsii, incarnata, lapponica, maculata, majalis, pulchella, traunsteineri und purpurella, sehr selten auch mit Gymnadenia conopsea. Gattungshybriden mit Orchis palustris halten wir allerdings für sehr zweifelhaft. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=80.

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Den Haag (NL), 16. Juni 2015


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