Ophrys cilicica
Schlechter 1923

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Bademli (TR), 17. Mai 2013


Man kann es kaum glauben, aber es gibt tatsächlich Ragwurzarten, die sofort im Gelände angesprochen werden können und somit ganz unstrittig sind. Die Zilizische Ragwurz gehört dazu. Sie wurde 1975 vom Ehepaar Rückbrodt als Ophrys kurdica beschrieben und offensichtlich auch erstmals abgebildet. Später stellte sich heraus, dass sie mit der bereits 1923 von Schlechter beschriebenen Ophrys cilicica identisch ist. Damit gilt als aktueller Name Ophrys ciliata. Und schon sind wir nomenklatorisch fertig diesmal. Wenn’s nur immer so schnell ginge.

Die Art hat ein vergleichsweise kleines Verbreitungsgebiet. Es reicht von der Süd- und Südosttürkei (Diyarbakir) bis nach Nordsyrien und in den Iran (Kurdistan). Die Art ist damit ein ostemediterran orientalisches Florenelement. Ein Verbreitungsschwerpunkt liegt nördlich Akseki, wo auch unsere Fotos entstanden.

Leicht ist sie nicht zu finden. Das liegt zum einen an den wenig auffälligen Blüten, die im Unterwuchs nur schwer zu entdecken sind. Außerdem tritt die hübsche Art auch nur vereinzelt oder in kleinen Gruppen auf, nie gesellig wie beispielsweise Ophrys reinholdii subsp. straussii. Wir mussten bei unserem letzten Besuch im Mai 2013 über 30 Minuten suchen, bevor wir die erste Pflanze entdeckten, und das, obwohl wie den Standort bereits aus dem Jahr 2003 kannten. Kein Wunder. Neben Bewirtschaftungsänderungen wie einer intensiveren Schaf- und Ziegenbeweidung sind es in der Türkei insbesondere umfangreiche Straßenbaumaßnahmen, die die Orchideenbestände beeinträchtigt haben. Bestimmte Orte, die man vor 10 Jahren zuletzt besucht hatte, erkennt man nicht wieder, wie beispielsweise hier geschehen.

Die Art bevorzugt nach unseren Beobachtungen den Halbschatten lichter Wälder auf kalkhaltigen Böden. Trocken oder feucht scheint keine große Rolle zu spielen. Die vertikale Verbreitung liegt zwischen 500 und 1.400 Meter über dem Meer. Die Blütezeit der Populationen nördlich Akseki liegt Mitte bis Ende Mai. Wir halten sie insbesondere auch wegen der kleinräumigen Verbreitung der isolierten Populationen zumindest in der südliche Türkei für gefährdet.

Als Bestäuber wird eine Wespe aus der Gattung Argogorytes angegeben. Dass sich Vertreter dieser Gattung auch von Ophrys insectifera angezogen fühlen, überrascht indes nicht, beide Arten haben eine gewisse morphologische Ähnlichkeit, auch wenn sie nur ganz ferne Verwandte sind. Natürliche Hybriden sind möglich mit Ophrys reinholdii subsp. straussii, mit der sie oft zusammen vorkommt. Wir konnten mit unseren geschulten Adleraugen gleich zwei Exemplare an dem von uns besuchten Standort entdecken. Sie sind im Bildarchiv abgebildet. Diese Verbindung hat mit Ophrys x kurdistanica sogar einen eigenen Namen, wobei wir - wie schon öfters erwähnt - die Benennung von Hybriden wissenschaftlich für entbehrlich halten.

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Bademli (TR), 17. Mai 2013


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