Dactylorhiza maculata subsp. saccifera

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28. Mai 2009, Sulmona (I)


Das sackspornige Knabenkraut hat zwar einen wenig schmeichelhaften Namen. Aber er trifft diesmal voll zu. Der sehr breite, sackartig zylindrische, leicht nach unten gerichtete und vergleichsweise kurze Sporn (so lang wie der Fruchtknoten) ist nämlich das Erkennungsmerkmal für diese Art schlechthin. Das Taxon gehört in die Gruppe Dactylorhiza maculata, entsprechend sind auch die Blüten ausgebildet und die Blätter mehr oder weniger stark gefleckt.

Was die Systematik betrifft gibt es noch Unklarheiten. Manche Autoren haben Dactylorhiza saccifera in zwei oder gar drei Unterarten aufgegliedert. Da wäre zum einen die Subspezies gervasiana, 1981 beschrieben, zum anderen die 1983 kreierte Subspezies bithynica. Zumindest die Abgrenzung einer Subspezies gervasiana halten wir für überflüssig. Baumann, Künkele und Lorenz betrachten "gervasiana" als Synonym und führen das Taxon im Artrang als Dactylorhiza saccifera. Wir sehen keinen triftigen Grund, das Taxon nicht als Unterart von Dactylorhiza maculata zu führen. Interessant noch vielleicht der Hinweis der genannten Autoren, wonach die Pflanzengröße von Süd nach Nord abnimmt.

Die Art ist im östlichen und zentralen Mittelmeergebiet weit verbreitet und kommt von Korsika und der Toskana bis nach Kurdistan vor. Es ist damit ein ost + zentral-mediterranes (orientalisches) und ost + zentral submediterran karpatisches Florenelement. Sie mag nasse Füße, dementsprechend findet man sie ausschließlich in feuchten bis nassen Mooren, Feuchtwiesen und Quellsümpfen, manchmal auch in nassen Wäldern und an feuchten Straßenböschungen. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in der montanen Region, aber sie geht hinauf bis 2.000 Meter über dem Meer und ist auch schon auf nur 100 Metern Meereshöhe gefunden worden. Der Boden sollte basenreich sein, so dass man sie fast ausschließlich in Kalkgebieten findet. Das unterscheidet sie übrigens von manchen anderen Vertretern der Gruppe Dactylorhiza maculata, die auch auf saurem Substrat gut zurecht kommen, beispielsweise die Leitart Dactylorhiza maculata subsp. maculata. Die Hauptblütezeit liegt Anfang Juni und reicht bis in den Juli hinein.

Wie bei allen violett blühenden Knabenkräutern sind hin und wieder Albinos zu beobachten, sie leuchten mit ihren weißen Blütenständen schon von weitem. Hybriden sind innerhalb der Gattung Dactylorhiza ein besonders schwieriges Kapitel. Da bei den meisten Arten keine so strenge Bindung mit einzelnen Insektenarten haben wie beispielsweise die Vertreter der Gattung "Ragwurz", kommen Hybriden manchmal in ausgedehnten Populationen vor. Es gibt sogar Fälle, in denen man vor einer Population steht und einfach keine rechte Zuordnung findet, bis man zur Erkenntnis gelangt, dass es sich um einen lokalen Hybridschwarm handelt und die Eltern gar nicht mehr vorhanden sind.

Bei der sackförmigen Fingerwurz sind Hybriden bekannt mit Dactylorhiza cordigera subsp. cordigera, iberica und kalopissii subsp. kalopissii. Wir fanden bei einer Exkursion in die Abruzzen Anfang Juni 2009 drei Hybriden mit Dactylorhiza incarnata subsp. incarnata. Letztere hatte schon die Hochblüte überschritten, während Dactylorhiza maculata subsp. saccifera erst ganz zaghaft erste Blüten entfaltet hatte oder gar noch ganz in Knospen stand. Die Blütenstände der Hybriden waren zur Hälfte bis zu Dreiviertel aufgeblüht. Zusammen mit anderen Kennzeichen ein gutes Erkennungsmerkmal für den hybridogenen Charakter der Pflanzen. Eine Pflanze haben wir links dazugestellt.

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30. Mai 2009, Sulmona (I)


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30. Mai 2009, Sulmona (I)


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30. Mai 2009, Sulmona (I)


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30. Mai 2009, Sulmona (I)


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31. Mai 2009, Sulmona (I), Hybride mit D. incarnata