Dactylorhiza ochroleuca
( (Wüstnei ex Boll) J. Holub 1973 )

Zum vergrössern hier klicken

Blüten


Dactylorhiza ochroleuca ist ein besonderes Kleinod unserer Heimat. Wer die Art zufällig im Röhricht oder in einer Feuchtwiese findet, muss allerdings ziemliches Glück haben. Jedenfalls wird er begeistert sein, denn dieses Knabenkraut ist besonders schön und fotogen. Wahrscheinlich ist es in Baden-Württemberg die seltenste, eindeutig identifizierbare Dactylorhiza-Art überhaupt. Denn selbst an den wenigen Standorten, an denen sie vorkommt, findet man immer nur ganz zerstreut einige Exemplare. Größere Bestände oder gar ganze Wiesen voll wie bei anderen Knabenkräutern, beispielsweise Dactylorhiza majalis, kann man von dieser Art nicht finden.

Sie kommt neben Mitteleuropa und seinen Randbereichen noch bis England, ins Ostseegebiet, zum Karpatenbecken und zur Nordukraine vor. Sie ist damit ein pannonisch mittelatlantisch subatlantisch zentraleuropäisches Florenelement. Man findet sie vor allem im Röhricht verlandender Seen, aber auch in Niedermooren, Zwischenmooren und Nasswiesen. Sie braucht basische Böden und meidet deshalb Hochmoore und deren Randbereiche, die ausschließlich durch Niederschlagswasser und nicht durch Grundwasser geprägt sind. In der Höhe ist bei rund 900 Metern Schluss. Die Blüten öffnet sie im Juni, etwas später als Dactylorhiza incarnata.

Die Art ähnelt vom Wuchs und Blütenbau insgesamt Dactylorhiza incarnata. So wurde sie früher auch als Subspezies des Fleischfarbenen Knabenkrautes geführt. Auch der Name Dactylorhiza incarnata var. straminea ist manchmal noch zu hören. Kennzeichnende Unterschiede sind zum einen der meist stattlichere Wuchs. So erreicht die Art oft eine Wuchshöhe von 90 (bis 100) Zentimetern, was bei Dactylorhiza incarnata kaum vorkommt. Auch der Blütenstand ist mit bis zu 20 Zentimetern vergleichsweise lang. Ferner sind die ungefleckten Blätter insgesamt größer und die oberen liegen meist ziemlich eng den Stängeln an, sind also steil nach oben gerichtet. Da die Art vornehmlich in Schilfbeständen vorkommt, sind hoher Wuchs und angelegte Blätter möglicherweise eine Anpassung an die spezifischen Platzverhältnisse. Und dann ist da natürlich die Färbung der Blüten, die sie von allen anderen Knabenkräutern der Feuchtgebiete Mitteleuropas unterscheidet. Der deutsche Name "Hellgelbes Knabenkraut" sagt es schon. Die Blüten sind nicht rosa oder rot, sondern gelb, wobei das Lippenzentrum immer dunkler gelb ist als die Lippenränder. Zudem sind die Lippenränder noch weiter zurückgeschlagen als beim fleischfarbenen Knabenkraut, so dass sie in Aufsicht ziemlich "schlank" aussehen. Auch wenn man am Anfang Zweifel hat, ob der Artrang gerechtfertigt ist. Wenn man die Pflanzen dann zwischen Fleischfarbenen Knabenkräutern sieht, erkennt man den Unterschied doch recht deutlich.

Trotz der guten Erkennungsmerkmale ist dennoch Vorsicht geboten. Nicht alle Exemplare des Hellgelben Knabenkrautes sind wirklich welche. Es gibt nämlich immer wieder weiß blühende Dactylorhiza incarnata (= var. ochrantha), die man leicht mit dem Hellgelben Knabenkraut verwechseln kann, vor allem aus der Ferne und wenn man die "echte" Dactylorhiza ochroleuca noch nicht kennt. Auch dem Autor ist das schon passiert. Dies auch deshalb, weil natürlich längst nicht alle Exemplare von Dactylorhiza ochroleuca stattlich sind, sondern in den Beständen auch kleinwüchsigere Exemplare vorkommen, die vom Habitus her identisch mit Dactylorhiza incarnata sind. Erschwerend kommt hinzu, dass beide Knabenkräuter oft miteinander vergesellschaftet vorkommen und sich die Blühzeiten überschneiden. Ein näherer Blick auf die Blüten schafft aber schnell Klarheit. Den Albinos des Fleischfarbenen Knabenkrautes fehlt nämlich der dunkelgelbe Farbton in Lippenmitte. Sie sind statt dessen gleichmäßig (!) weißlich-gelblich-cremefarben. Meist sind sie auch nicht reinweiß, sondern tragen noch eine mehr oder weniger ausgeprägte rosa Schleifenzeichnung auf der Lippe. Manchmal sind auch nur die Pollinienfächer rosa gefärbt. Nur wenn die Blütenzentren deutlich dunkelgelber als die Lippenränder sind, rosa Farbtöne völlig fehlen und auch die sonstigen Merkmale stimmen, hat man tatsächlich eine Dactylorhiza ochroleuca vor sich.

Da sich Dactylorhiza incarnata und Dactylorhiza ochroleuca sehr nahe stehen, oft gemeinsam am gleichen Standort blühen und mehrere gemeinsame Bestäuber haben, findet man immer mal wieder Hybriden zwischen diesen Arten. Sie sind gut an den Blüten zu erkennen, die insgesamt mehr oder weniger rosa, im Zentrum aber deutlich gelb gefärbt sind, was einen hübschen Kontrast ergibt wie bei allen Hybriden zwischen rot und gelbblühenden Knabenkräutern. Oft ist bei diesen Pflanzen auch der sogenannte Heterosiseffekt zu beobachten, das heißt, sie sind besonders stattlich und übertreffen die Eltern noch an Größe. Insgesamt sind solche Hybriden natürlich sehr selten wegen der Seltenheit des hellgelben Knabenkrautes.

Zum vergrössern hier klicken

Blüten


Zum vergrössern hier klicken

Blütenstand


Zum vergrössern hier klicken

Habitus


Zum vergrössern hier klicken

Standort