Ophrys amanensis subsp. antalyensis

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Gencler (TR), 14. Mai 2013


Wir bleiben in der Türkei und nehmen uns wieder mal einen Vertreter der Gattung Ragwurz vor. Und zwar einen besonders attraktiven. So hat Ophrys amanensis subsp. antalyensis meist ein auffallend rot gefärbtes Perigon, wobei der untere Teil der seitlichen Sepalen in der Regel dunkler gefärbt ist. Die Lippen haben eine dunkle Grundfarbe mit meist schlankem, kontrastierendem, Mal. Besonders charakteristisch sind die auffallenden Höcker, die noch deutlich größer ausfallen können als beispielsweise bei der Busenragwurz (Ophrys incubacea). Körbchengröße H ist man versucht zu sagen. Ihre enge Verwandte, die weiter östlich vorkommende Subspezies amanensis, hat eine derartiges Gehabe nicht nötig und begnügt sich meist mit sehr flachen oder gar fehlenden Höckern, ohne deswegen weniger attraktiv zu wirken.

Bei der Gelegenheit: Der taxonomische Rang unserer Orchidee des Monats ist, wie könnte es auch anders sein, umstritten. Manchmal wird sie, wie auch die Taxa amanensis und iceliensis, als eigenständige Art geführt, was aus unserer Sicht allenfalls für die Subspezies iceliensis, die sich doch deutlich unterscheidet und eher an Ophrys incubacea erinnert, gerechtfertigt erscheint. Auch die Erstbeschreibung aus dem Jahr 1998 durch Kreutz und Seckel erfolgte im Artrang, wobei das Taxon schon in einer Fundliste von Kretzschmar, Gembardt und Baumgartner aus dem Jahre 1988 auftaucht. Apropos Ophrys incubacea: Delforge führt unsere Orchidee des Monats im Artrang in der Gruppe Ophrys mammosa (=Ophrys incubacea). Das mag verwundern, denn außer den großen Höckern scheinen beide Taxa vom Erscheinungsbild her doch sehr verschieden zu sein. Wenn man aber zweifarbige seitliche Sepalen als charakteristische Merkmale der Gruppe Ophrys mammosa heranzieht, dann wäre die Zuordnung nachvollziehbar. Für Baumann, Künkele und Lorenz ist die Sache einfacher. Es gibt Ophrys amanensis im Artrang, Ophrys antalyensis wird in die Synonymität verwiesen und das Taxon zwischen Ophrys aesculapii und Ophrys apifera abgebildet, basta. So ist das eben mit den Orchideenfreunden. Wie dem auch sei, wir führen die drei Taxa amanensis, antalyensis und iceliensis, wie übrigens Karel Kreutz jetzt auch, im Komplex Ophrys amanensis im Rang einer Subspezies.

Wie schon der Name andeutet, kommt die Antalya-Ragwurz schwerpunktmäßig im Hinterland von Antalya vor. Aber auch weiter westlich, beispielsweise bei Demirtas, wurden ansehnliche Bestände dieser schönen Ragwurz gefunden. Sie ist damit ein Endemit der zentralen Südtürkei. Häufig ist sie indes nirgends. Zudem kann es in schlechten Jahren schon mal vorkommen, dass nur ein Bruchteil des üblichen Bestands zur Blüte kommt. Wenn man sie also entdeckt, sollte man dankbar und zufrieden sein, auch wenn's nur ein paar Pflänzchen sind. Und dass man sich kein Souvenir mitnimmt, sollte gerade bei den meist individuenarmen und oft gefährdeten Orchideenbeständen in der Türkei selbstverständlich sein.

Die Antalya-Ragwurz mag keine Vollsonne und kommt deshalb vor allem in lichten Kiefern- und Eichenwäldern bis hinauf auf 900 Meter Meereshöhe vor. Die Böden sollten kalkhaltig sein, ihre Ansprüche an die Wasserversorgung sind eher gering. Sie blüht verhältnismäßig spät. Erst Anfang Mai und damit mehrere Wochen nach der Busenragwurz öffnet sie die ersten Blüten und blüht dann bis Ende Mai, es sei denn, die Ziegen oder Schafe haben sie entdeckt, was außerhalb der Friedhöfe leider recht oft passiert. Ein Glück bloß, dass die Knollen der Ragwurzarten wenig Interesse bei den Einheimischen wecken. Sie sind zu klein, das Sammeln zu mühsam, so dass sie weitgehend vom immer noch weit verbreiteten Übel des Ausgrabens zur Salep-Gewinnung verschont bleiben.

Wie alle anderen Ragwurzarten auch bastardiert die Antalya-Ragwurz hier und da, wobei die genaue Zuordnung von Mischformen vor dem Hintergrund der großen Variabilität der Subspezies oft schwer fällt. Bekannt sind solche Hybriden beispielsweise mit Ophrys candica subsp. lyciensis. Ob auch schon Albinos dieses Taxons gefunden wurden entzieht sich unserer Kenntnis.

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Gencler (TR), 14. Mai 2013


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Gencler (TR), 14. Mai 2013