Orchis pauciflora
Orchis pauciflora

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Grebastica (HR), 5. April 2007


Diesmal zur Abwechslung eine leicht zu erkennender Kandidat. Gelb blühende Knabenkräuter gibt es ja nicht so viele. Und keine andere Art hat die typischen, dunkelbraunen kleinen Punkte an der Lippenbasis. Auffällig und ein gutes Unterscheidungsmerkmal zur ähnlichen Orchis provincialis (mit größeren roten Punkten auf der Lippe) ist auch die zum Lippenzentrum hin deutlich dunklere Gelbfärbung. Bei allen anderen gelb blühenden Knabenkräutern ist das "gelb" gleichmäßig auf der Lippe verteilt. Und nicht zuletzt sind die Blätter dieser hübschen und besonders im Gegenlicht weit leuchtenden Art immer ungefleckt, im Gegensatz zu Orchis provincialis, deren Blätter fast immer deutlich sichtbare, dunkle Flecken haben. Am Namen allerdings sollte man sich bei der Identifizierung nicht zu sehr orientieren. Das wenigblütige Knabenkraut tendiert zwar eindeutig zur Wenigblütigkeit, kann aber durchaus stattliche Blütenstände mit bis zu 25 Blüten hervorbringen. Dies gilt vor allem für einige Gebiete in den Abruzzen, Kreta und Kroatien.

Die allogame Nektartäuschblume hat sich ein vergleichsweise großes Verbreitungsareal erschlossen. Es umfasst das zentrale und östliche Mittelmeergebiet, reicht westwärts bis Nordkorsika, ostwärts bis Griechenland und Kreta. Es handelt sich damit um ein zentral + ostmediterranes, zentral-submediterranes Florenelement. Damit ist klar: In Deutschland sucht man diese Art natürlich vergeblich. Das einzige gelb blühende Knabenkraut bei uns ist Orchis pallens, über die wir bereits in der Rubrik Orchidee des Monats berichtet haben.

Das wenigblütige Knabenkraut hat eine Vorliebe für sehr felsige und skelettreiche, voll besonnte Areale, wo sie mit sehr wenig Boden auskommt. In rasigen Bereichen wie auch in lichten Wäldern ist sie dagegen seltener. Der Untergrund muss basisch sein, auf Urgebirgsböden sucht man die Art vergeblich. Und man kann sie fast als Mittelgebirgspflanze bezeichnen, dann sie kommt gerade in Höhen um die 800 Metern in besonders stattlichen Beständen vor. Die höchstgelegenen Fundorte liegen immerhin bei 1.800 Metern Meereshöhe. Die Blütezeit reicht von März bis in den Juni hinein. Der Chromosomensatz beträgt 2n=42.

Was Albinos betrifft gibt Orchis pauciflora wenig her, was natürlich daran liegt, dass es bei gelb blühenden Arten grundsätzlich keine weißblütigen Exemplare gibt. Dieses "Manko" macht die Art aber wieder wett mit ihren herrlichen Hybriden mit verschiedenen rotblütigen Vertretern der Gattung Orchis. Besonders beeindruckend sind Bastarde mit Orchis mascula, die in manchen Gegenden (z.B. den Monti Sibellini) so häufig vorkommen, dass sie mit Orchis x colemannii sogar einen eigenen gebräuchlichen Namen haben. Alle Farbverläufe zwischen gelb und rot kommen vor, wobei gerade bei dieser Kombination der Farbkontrast zwischen dunkelgelber Lippenbasis und roten Rändern besonders hervortritt. In unserem Bildarchiv finden sie eine große Zahl von Beispielen, eine haben wir links abgebildet. Schöne Hybriden ergeben sich auch in Kombination mit Orchis quadripunctata und Orchis sitiaca. Ferner wird von Hybriden berichtet mit Orchis provincialis und Orchis anatolica, wobei erstere meist nur schwer eindeutig zu erkennen sein dürften.

Bei dieser Gelegenheit: Orchis pauciflora kommt in einigen Gegenden (z.B. den Abruzzen) sehr gesellig zusammen mit Orchis morio vor. Wie viel Tausende Exemplare haben wir schon gesehen, aber noch keine Hybride. Dies stützt die These, dass beide Arten zu unterschiedlichen, relativ weit auseinander stehenden Formkreisen („Sektionen") gehören. Dies ist einer der Gründe, warum nach Auffassung einiger Autoren Orchis morio eigentlich zur Gattung Anacamptis zu zählen ist, so dass der Name Anacamptis morio richtiger wäre. Wie dem auch sei: Angebliche Hybriden zwischen Orchis pauciflora und Orchis morio sind ebenso zweifelhaft wie Hybriden zwischen Orchis morio und Orchis mascula.

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Viticuso (I), 10. Mai 2009


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Grebastica (HR), 5. April 2007


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Grebastica (HR), 5. April 2007


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Grebastica (HR), 5. April 2007


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Barrea (I), 30. Mai 2009, „colemannii“