Ophrys lupercalis
( J. Devillers-Terschuren & P. Devillers )

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Blüten


Wer die farblich eher unauffällige aber dennoch hübsche Ophrys lupercalis in Blüte sehen will, der muss früh im Jahr auf Reise gehen. Bereits ab Januar, ungefähr zur gleichen Zeit wie die stattliche und attraktive Mastorchis (Barlia robertiana), öffnet sie ihre Blüten. Zu dieser Zeit ist die Begleitvegetation noch weitgehend in Winterschlaf, so dass die Pflanzen über die Vegetationsdecke hinausragen und deshalb schon von weitem zu sehen sind. Besonders schöne Stimmungen entstehen bei schrägstehender Sonne im Gegenlicht, wie Standort- und Habitusaufnahme links zeigen. Sie entstanden übrigens direkt nach Sonnenaufgang nach unserer Ankunft an der französischen Mittelmeerküste am 9. März 2002. Wir waren die ganze Nacht auf der Autobahn unterwegs gewesen und erkannten die Pflanzen bereits vom Wagen aus. Klar, dass da das Frühstück nur kurz ausfiel weil der rechte Zeigefinger, verantwortlich für das Auslösen der Kamera, ganz nervös wurde. Schließlich waren es die ersten Orchideen dieser Saison, auf die man sich schon den ganzen Winter über gefreut hatte. Als Besucher dieser Seiten und Orchideenliebhaber können sie das sicher nachvollziehen. Alle anderen halten uns wahrscheinlich sowieso für Verrückte.

Ophrys lupercalis gehört zur Gruppe der Braunen Ragwurz (Ophrys fusca). Über die Problematik der Abgrenzung dieser Gruppe hatten wir uns schon mehrfach geäußert. So ist denn auch der Name umstritten. Beispielsweise wird in der Monografie über die Orchideen von Frankreich, Belgien und Luxemburg der Société Francaise d'Orchidophilie (ISBN 2-9510379-1-0) angezweifelt, ob ein eigener Artrang gerechtfertigt ist. Dort werden die entsprechenden Pflanzen unter Ophrys fusca geführt. Delforge dagegen verwendet den von J. Devillers-Terschuren & P. Devillers geprägten Artnamen Ophrys lupercalis und stellt sie zur Gruppe Ophrys fusca innerhalb der Sektion Pseudophrys. Wie dem auch sei, jedenfalls ist die Art morphologisch nur schwer von verschiedenen anderen, meist erst in den letzten Jahren beschriebenen Arten mit mittelgroßen Blüten zu unterscheiden. Auffällig ist allenfalls der leichte Knick im oberen Drittel der Blütenlippe. Das Mal und auch die Farbe dagegen sind variabel. Selbst die Blütengröße ist kein sicheres Merkmal. Wäre nicht die ausgesprochen frühe Blütezeit vor allen anderen ähnlichen Arten, Ophrys lupercalis wäre vielfach nur schwer zu identifizieren. Der Name geht übrigens auf das antike römische Karnevalsfest zurück (Fêtes des Lupercales), das Mitte Februar stattfand und ist damit eine Anspielung auf die frühe Blütezeit.

Ophrys lupercalis steigt hinauf bis in Höhen von 1.200 Metern und bevorzugt vollsonnige Standorte, gedeiht aber auch im Halbschatten noch gut. Sie braucht kalkreichen Boden und meidet frische bis feuchte Standorte. Bevorzugte Biotope sind somit Garriguen, Gebüsche, lichte Wälder und aufgelassene Weinberge. Aber auch in direkter Meeresnähe auf Sandböden (gefestigten Sekundärdünen) findet man immer wieder stattliche Bestände, was vermuten lässt, dass die Pflanze ziemlich salztolerant ist. Dies wird auch durch Beobachtungen bestätigt, wonach sich die Art im Jahr nach einer Sturmflut und Überflutung ihres Habitats mit Meerwasser (!) besonders gut entwickelt. Die Hauptblütezeit ist abhängig vom Witterungsverlauf im Winter und liegt auf Meeresniveau in der Regel im März.

Die genaue Verbreitung dieser Art ist auf Grund der taxonomischen Probleme noch nicht abschließend bekannt. Sie scheint im mediterranen und submediterranen Raum aber weiter verbreitet zu sein. An der französischen Mittelmeerküste kann man sie manchmal zusammen mit Ophrys arachnitiformis oder mit der seltenen Ophrys massiliensis finden. Manchmal ist Ophrys lupercalis dort auch mit Ophrys marseola vergesellschaftet, weil auch diese zu den absoluten Frühblühern gehört. Falls Sie übrigens diesen Namen noch nicht kennen sollten, ist das nicht verwunderlich. Ihn gibt es nämlich offiziell noch gar nicht, denn Ophrys marseola wird erst in Kürze vom französischen Kollegen Rémy Souche als eigene Art beschrieben werden und wurde bisher unter Ophrys arachnitiformis geführt. Mehr wird noch nicht verraten.

Der Bestäuber von Ophrys lupercalis ist die Hymenoptere Andrena nigroaena, worauf der zwischenzeitlich von Paulus & Gack verwendete Name Ophrys "nigroaena-fusca" hinweist. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=72. Hybriden sind selten, was natürlich hauptsächlich daran liegt, dass zur Blütezeit von Ophrys lupercalis nur wenige andere Ragwurzarten blühen. Aber auch generell sind Hybriden mit Vertretern der Sektion Pseudophrys eher selten. Gefunden wurden beispielsweise Hybriden mit Ophrys massiliensis, Ophrys arachnitiformis und auch Ophrys marseola.

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Blüten


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Blütenstand


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Habitus


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Standort