Cephalanthera longifolia subsp. longifolia

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Côte d’Azur (F), April 1985


Nach mehreren etwas exotischen Taxa haben wir diesmal wieder eine relativ unstrittige und leicht erkennbare Art im Programm. Nicht dass der Eindruck entsteht, es gäbe nur Problemorchideen in Europa. Das langblättrige oder auch schwertblättrige Waldvögelein wurde bereits im 18. Jahrhundert beschrieben, damals freilich unter anderem Namen. Es ist in ganz Europa, Nordafrika und Vorderasien von der temperaten Zone bis zur meridionalen Zone bis ins kontinentale Osteuropa verbreitet. Zum Verbreitungsgebiet zählen außerdem Kaukasien sowie die meridionale Zone von Persien bis zum Westhimalaya. Es ist damit ein meridional/montan submeridional temperates Florenelement.

In Deutschland ist das schwertblättrige Waldvögelein erheblich seltener als die beiden verwandten Arten Cephalanthera damasonium und Cephalanthera rubra. Nördlich der Alpen bevorzugt sie wärmebegünstigte Standorte. Häufiger ist sie vor allem in den Südalpen anzutreffen, wo sie bis in Höhen von 2.000 Metern vorkommt. Im gemäßigten Nordwesten Deutschlands dagegen fehlt die Art ganz. In Asien übrigens soll sie sogar bis in Höhen von 3.300 Metern vorkommen. Von Cephalanthera damasonium unterscheidet sich die Art sehr deutlich insbesondere durch schmalere, zugespitztem gegenständige Blätter (Name!) und die weiter geöffneten, mehr senkrecht abstehenden und weißeren Blüten, die wegen des meist hohen Kontrasts zur Umgebung schwer zu fotografieren sind.

Der Rhizomgeophyt mit kriechendem Wurzelstock (Sproßbildung) besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume, insbesondere aber lichte Wälder unterschiedlicher Zusammensetzung. Direkte Sonne mag sie nicht, vor allem nicht. Die Böden sollten basenreich (aber nicht unbedingt kalkhaltig) und humos, aber nicht zu frisch sein. Anhaltende Trockenheit quittiert die Art oft mit absterbenden Blütenknospen. Die Bestäubung erfolgt meistens durch Hummeln. Die Blütezeit beginnt in tieferen Mittelmeerlagen im April und reicht in den Alpen bis in den Juli hinein.

Mit Albinos sieht es natürlich schlecht aus, allenfalls von chlorotischen Exemplaren ist zu berichten. Sie sind jedoch extrem selten. Hybriden sind bekannt mit Cephalanthera damasonium und Cephalanthera rubra, mit denen sie manchmal insbesondere am Rand dichterer Wälder Kontakt hat. Der Chromosomensatz beträgt 2n=32.

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Senji (HR), 16. Mai 2007


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Senji (HR), 16. Mai 2007


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Oberschwaben (D), Mai 1985


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Senji (HR), 16. Mai 2007