Nigritella lithopolitanica

Zum vergrössern hier klicken

Hochobir (A), 8. Juli 2013


Heute geht’s zur Abwechslung mal wieder in die Berge. Nachdem wir bereits an anderer Stelle verschiedene Kohlröschenarten beschrieben haben, steht diesmal das Ostalpen-Kohlröschen im Vordergrund. Wie der Name schon sagt, kommt es in den Ostalpen vor, genauer gesagt in den Karawanken und auf der Koralpe (Slowenien und Österreich). Insgesamt ist die hübsche, rosa blühende Art selten. An einigen Fundorten, so zum Beispiel auf der Petzen oder dem Hochobir, kommt sie aber auch in größeren Beständen vor.

Das Steineralpen-Kohlröschen, wie Nigritella lithopolitanica auch genannt wird, ist gut zu erkennen und allenfalls mit der in den Westalpen vorkommenden Nigritella corneliana zu verwechseln, dessen Farbe einheitlicher rosa ist. Das Verbreitungsgebiet beider Arten überschneidet sich jedoch nicht, allenfalls abgesehen von einer kleinen Fläche bei der Eisenkappeler Hütte am Fuße des Hochobir, wo angeblich vor Jahren mal Nigritella coneliana angesalbt worden sein soll, was allerdings überhaupt keinen Sinn machen würde. Der Name "lithoplitanica" geht übrigens auf das Dorf Kamnik in Slowenien zurück. Das heiß übersetzt nämlich "Stein“.

Namensprobleme sind ausnahmsweise weniger zu beklagen. Abgesehen vom "modernen" Namen Gymnadenia lithopolitanica und dem aus dem letzten Jahrhundert stammenden Nigritella nigra var. rosea wird die Art von einigen Kollegen aktuell auch als Unterart von Nigritella nigra geführt. Da sich die Taxa "corneliana" und "lithopolitanica" morphologisch sehr ähneln, werden sie auch im Rang von Subspezies von Nigritella lithopolitanica geführt (Teppner und Klein).

Im Gegensatz zu Nigritella rhellicani subsp. rhellicani kommt Nigritella lithopolitanica ausschließlich auf kalkhaltigen Böden vor. Die Standorte sollten zudem sonnig sein, aber auch Halbschatten wird noch gut vertragen. Wer das Steineralpen-Kohlröschen sehen will, muss hoch hinauf. Erst ab 1.400 Höhenmetern kann man es finden. Richtig wohl fühlt es sich in Höhen um 1.600-1.800 Meter, und erst bei rund 2.000 Höhenmetern ist dann Schluss. Man findet das Steineralpen-Kohlröschen also vornehmlich in alpinen Kalkrasen, die mit Kiefern oder Latschen durchsetzt sein können.

Je nach Höhenlage liegt die Blütezeit Mitte Juni bis Mitte Juli, immer deutlich früher als das Schwarze Kohlröschen, Nigritella rhellicani subsp. rhellicani, mit dem es gelegentlich gemeinsam vorkommt. Das ist zum Beispiel auf der Petzen der Fall, von wo auch die Hybride beschrieben wurde. Ein Beispiel von der Petzen finden sie in unserem Bildarchiv. Die sehr seltene Hybride mit Gymnadenia conopsea konnten wir auf der Petzen und am Hochobir beobachten, auch sie können sie in unserem Bildarchiv bestaunen. Unseres Wissens bislang noch nicht beschrieben ist die Hybride mit Pseudorchis albida. Am 8. Juli 2013 fanden wir nach intensiver Suche in mitten von Nigritella lithopolitanica und Pseudorchis albida an den Hängen des Hochobirs eine Pflanze, die Merkmale beider Arten trägt. Es könnte sich allerdings auch "nur" um eine etwas abartige Kreuzung zwischen Händelwurz und Steineralpen-Kohlröschen handeln. Auch diese Pflanze ist als Hybride in unserem Bildarchiv abgebildet, machen sie sich selbst ein Bild. Wäre noch zu sagen, dass die Art allogam ist und einen Chromosomensatz von 2n=40 besitzt.

Zum vergrössern hier klicken

Hochobir (A), 8. Juli 2013


Zum vergrössern hier klicken

Hochobir (A), 8. Juli 2013


Zum vergrössern hier klicken

Hochpetzen (SLO), 9. Juli 2013


Zum vergrössern hier klicken

Hochpetzen (SLO), 9. Juli 2013