Ophrys alasiatica
Kreutz, Segers und H. Walraven, 2002

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Limassol (CY), 15.März 2005


Mit den Ragwurzen ist das so eine Sache. Wenn Sie unsere Seite näher kennen, dann wissen Sie, dass wir insbesondere bei den Gattungen Ophrys, Epipactis und Dactylorhiza immer wieder Zweifel an der taxonomischen Zuordnung einzelner Taxa haben. Auch Ophrys alasiatica ist so ein Kandidat, bei dem es sicher unterschiedliche Auffassungen über den taxonomischen Rang gibt. Erst 2002 wurde diese Art gültig beschrieben. Bis dato bestand ziemliche Konfusion auf Zypern, wie denn die meist hochwüchsigen, großblütigen Pflanzen mit oft gelbem Rand korrekt einzuordnen sind. Gebräuchliche Namen für dieses attraktive Taxon waren insbesondere Ophrys sintenisii, Ophrys transhyrcana oder auch der Arbeitsname Ophrys aesculapiiformis. Auch die Hypothese einer Hybridsippe zwischen Ophrys mammosa und Ophrys transhyrcana wurde aufgestellt. Insofern sind ältere Angaben mit Vorsicht zu genießen, was eine vollständige Übersicht über die Vorkommen und deren Entwicklung erschwert. Da es sich bei Ophrys alasiatica um eine der häufigsten Orchideenarten auf Zypern handelt, ist dies jedoch weniger problematisch. Vermutlich kommt sie auf fast allen Offenland-Quadranten im Verbreitungsgebiet vor.

Vollständig geklärt schein uns der Ophrys mammosa – sphegodes-Formkreis auf Zypern freilich noch nicht. Insbesondere zweifeln wir die Vorkommen von Ophrys herae und Ophrys hystera an, aber auch die neu beschriebene Ophrys morio ist unserer Erfahrung nach nicht zweifelsfrei von Ophrys alasiatica zu unterscheiden. Vielleicht sollte man der Alasia-Ragwurz – ebenso wie der oft gemeinsam mit ihr vorkommenden Ophrys mammosa - einen gewissen morphologischen Spielraum zugestehen? Die Frage, ob der Artrang gerechtfertigt ist, bleibt also offen. Der manchmal verwendete Name Ophrys aesculapiiformis spielt übrigens auf ihre Ähnlichkeit mit der griechischen Ophrys aesculapii an. Insbesondere der gelbe Rand, das spitze, gerade nach vorn gerichtete Anhängsel und manchmal auch die Lippenform erinnern in der Tat ein wenig an die Aesculap-Ragwurz.

Ophrys alasiatica ist eine endemische Art Zyperns. Man findet sie im mittleren Süden und südwestlichen Teil der Insel (also südlich des Troodos-Gebirges) in oft größeren Populationen. Sie blüht von Mitte Februar bis Ende März, wobei die Hauptblütezeit in normalen Jahren um den 10. März liegt. Ihr Höhenspektrum reicht von der Küste bis hinauf auf 700 Meter Meereshöhe. Ihr Lebensraum sind grasiges Ödland und extensiv beweidete Magerrasen, aber auch an vielen anderen Standorten kann man sie finden: Straßenböschungen, zwischen Olivenbäumen, am Rande von Gebüschen und an Waldrändern, sowie in lichten Nadelwäldern, Macchien und Phrygana. Sie ist vergleichsweise anspruchslos, nur Kalkboden muss sein, da ist sie wie viele Arten der Gattung Ophrys wählerisch.

Hybriden sind bekannt mit Ophrys sicula und Ophrys umbilicata, wir können nach unserem Besuch der Insel 2005 Ophrys levantina und Ophrys elegans zweifelsfrei als Hybridpartner hinzufügen. Interessant sind selbstverständlich Albinos und andere Mutationen in Wuchs und Blütenform, wie sie auch bei dieser Art sehr selten vorkommen. Eine ebenfalls seltene und attraktive Besonderheit sind Exemplare mit einem auf die gesamte Lippe verteilten und gegen die Ränder zu verblassenden blauen Mal (siehe Abbildung links). Sie werden von manchen Autoren als "Forma planimaculata" bezeichnet, was natürlich aus wissenschaftlicher Sicht wenig Bedeutung hat.

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Limassol (CY), 17. März 2005


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Limassol (CY), 15. März 2005


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Limassol (CY), 17. März 2005


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Limassol (CY), 17. März 2005


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Limassol (CY), 23. März 2005, Var. planimaculata