Nigritella archiducis-joannis
( Teppner & Klein )

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Blüten


Die Kohlröschen gehören zu der am besten genetisch untersuchten Gattung innerhalb der Orchideenfamilie. Dies liegt insbesondere am Engagement der österreichischen Kollegen Klein und Teppner, die sich seit geraumer Zeit mit dem Problem der Differenzierung und Charakterisierung der verschiedenen Kohlröschenarten beschäftigen und umfangreiche karyologische Bestimmungen und Untersuchungen zum Fortpflanzungsmodus durchgeführt haben. Ihre Untersuchungsergebnisse wurden in mehreren Beiträgen vor allem in der wissenschaftlichen Zeitschrift Phyton veröffentlicht, und das teilweise schon Mitte der 80er Jahre. Insofern verwundert es etwas, dass bei vielen Orchideenfreunden gerade bei dieser Gattung noch heute Verwirrung herrscht.

Zwar bestäuben sich einige Kohlröschenarten selbst, was grundsätzlich die Ausprägung lokaler Sippen begünstigt und zu Bestimmungsschwierigkeiten führen kann. Andererseits sind die einzelnen Arten im Erscheinungsbild relativ homogen und deshalb wesentlich leichter zu handhaben als beispielsweise die Gattung Epipactis, bei der ja ebenfalls verschiedene Arten autogam sind. Damit kein falscher Eindruck entsteht: In der Praxis ist nicht immer alles klar und manchmal gibt es auch bei den Kohlröschen Identifizierungsprobleme. Das gilt insbesondere für die dunkelblütigen Vertreter, ja sogar für die beiden Arten Nigritella rhellicani und Nigritella austriaca, die, darf man den beschriebenen Unterscheidungsmerkmalen glauben, eigentlich sehr gut zu unterscheiden sein sollten. Aber das ist die Theorie.

Eine sehr gut erkennbare Art ist allerdings das Erzherzog Johann-Kohlröschen. Wer es einmal gesehen hat, wird dies bestätigen und auch zukünftig auf den ersten Blick erkennen, falls man es nicht mit einem Klee verwechselt, was insbesondere bei Betrachtung aus der Ferne durchaus passieren kann. Dies liegt vor allem daran, dass die Pflanzen ziemlich kleinwüchsig sind und auch die Blütenfarbe und der kugelige Blütenstand eher an einen Klee als an eine Orchidee erinnert. Entscheidend ist aber die Tatsache, dass sich die Blüten fast nie öffnen, sondern röhrig geschlossen bleiben, was ein für Orchideen untypisches Erscheinungsbild zur Folge hat, das verblüffend an den Blütenstand eines Klees bedingt.

Das Erzherzog Johann-Kohlröschen wurde von Teppner und Klein als eigene Art beschrieben. Es ist vermutlich die seltenste Kohlröschenart im zentralen und östlichen Alpengebiet. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf das Tote Gebirge in Österreich. Dort ist sie ein sehr seltener Endemit und nur von wenigen Standorten bekannt. Sie wächst auf kalkhaltigem Untergrund in mageren, meist nicht beweideten, südexponierten alpinen Rasen vor allem in den Gipfelregionen in 1.800 bis rund 2.000 Meter Höhe. Nordhänge dagegen meidet sie. Will man sie sehen, ist also meist eine anstrengende Bergwanderung angesagt. Wenn man dann aber vor dieser hübschen Art steht, sind alle Mühen vergessen, zumal oft in ihrer Nähe auch noch andere Kohlröschen blühen, insbesondere das Rote, wie auf der Standortaufnahme links zu sehen, manchmal aber auch Nigritella widderi oder Nigritella rhellicani.

Charakteristisch sind die schon erwähnten röhrigen Einzelblüten und die leuchtend dunkel- bis hellrosa Farbe, die entgegen der anderen hellblütigen Kohlröschenarten im Verlaufe der Anthese nicht heller werden. Die Blätter sind wie bei allen Kohlröschen grasartig dünn. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von Mitte Juli bis Anfang August und liegt meist deutlich nach Nigritella widderi und vor Nigritella rhellicani. Die Chromosomenzahl beträgt 2n=80. Hybriden sind sehr selten und offensichtlich nur mit Nigritella widderi nachgewiesen. Obwohl die Art oft zusammen mit dem Roten Kohlröschen blüht, das ebenfalls einen Chromosomensatz von 2n=80 hat, sind auch Mischformen mit dieser Art nicht sicher belegt. Auf Grund der genetischen Untersuchungen sind sie indes auch nicht zu erwarten. Auch Albinos sind nach unserer Kenntnis noch nicht gefunden worden.

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Blüten


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Blütenstand


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Habitus


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Standort