Traunsteinera globosa
(L.) Reichenbach 1842

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Chamonix (F), August 1987


Heute geht's wieder in die Berge. Traunsteinera globosa ist nämlich, wie auch die Kohlröschen, ein typischer Gebirgsbewohner. Es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen: Die Gattung Traunsteinera fehlt bislang in unseren Beschreibungen. Dies liegt nicht etwa daran, dass wir diese Gattung nicht für interessant erachten. Sie besteht vielmehr nur aus zwei Arten. Neben der hier beschriebenen Traunsteinmera globosa findet man ihre weiß- und größerblütige Schwester Traunsteinera sphaerica nur in Kaukasien, dort allerdings auf vergleichbaren Standorten ebenfalls in den Bergen. Traunsteinera globosa ist in der submeridionalen Zone Europas und Südwestasiens sowie in der temperaten Zone verbreitet. Auch im deutschen Alpengebiet kann man sie immer wieder finden, an besonders zusagenden Stellen auch in etwas größeren Beständen. Ansonsten tritt die Art meist nur vereinzelt auf. Wer's etwas wissenschaftlicher haben möchte: Es ist ein submediterran pannonisch (pontisch) alpisch karpatisch südsubatlantisch süd-zentraleuropäisches Florenelement.

Die Gattung steht morphologisch einerseits der Gattung Orchis nahe (es fehlt aber die Blattrosette!), andererseits sind auch gewisse Ähnlichkeiten mit der Gattung Nigritella nicht zu übersehen. Kein Wunder, dass Traunsteinera globosa schon unter den Namen Orchis globosa und Nigritella globosa geführt wurde. Beide Namen sind jedoch nicht legitim. Namengebend für die Gattung war übrigens der Tiroler Botaniker Joseph Traunsteiner, dem auch das Knabenkraut Dactylorhiza traunsteinerii gewidmet ist.

Traunsteinera globosa ist eine unverwechselbare und mit bis zu 65 Zentimetern Wuchshöhe eigentlich eine recht stattliche Pflanze. Dass sie dennoch manchmal übersehen wir, liegt an den kleinen Blütchen, dem für heimische Orchideen eher unüblichen und an andere Kräuter (Skabiosen!) erinnernden kugeligen Blütenstand (daher auch der deutsche Name "Kugelorchis"), den vergleichsweise schmalen Blättern und der insgesamt ähnlich hochwüchsigen und buntblütigen Begleitvegetation, in der sie nicht besonders hervorsticht. Die besondere Schönheit der Einzelblüten erschließt sich dem Finder erst nach genauerer Betrachtung. Dann fallen einem auch die am Ende keulenförmig verdickten Zipfel der Sepalen auf, ein ganz charakteristisches Merkmal dieser Art. Dass die hübsch gepunkteten Blütchen nach Baldrian duften, ist ebenfalls erwähnenswert.

Während die Kohlröschen magere Standorte bevorzugen, stellt Traunsteinera globosa etwas höhere Ansprüche ans Nährstoffangebot. Man findet sie deshalb weniger in mageren Rasen, denn in etwas mastigerem Grünland (z.B. Rostseggenhalden) auf tiefgründigen und mehr oder weniger basenreichen Böden, teilweise sogar Moorböden. Beschattete Flächen meidet sie allerdings. Unterhalb der montanen Stufe (rund 1.000 Meter) wird man die Art meist vergeblich Suchen. Einzelne Fundorte sind zwar aus Südtirol und dem Rheintal in rund 500 Meter Höhe bekannt. Dafür kann man sogar auf 2.700 Meter über dem Meer vereinzelt auf sie stoßen (Graubünden). Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt jedoch im Bereich der Baumgrenze. Die Blütezeit reicht von Juni bis in den August.

Hybriden sind unwahrscheinlich, Fundmeldungen liegen keine vor. Wie bei allen Orchideenarten gibt es jedoch ab und zu sehr hellblütige Pflanzen, und selten auch reine Albinos. Nach neuestem Stand handelt es sich bei der Kugelorchis um eine allogame Nektartäuschblume, der Fruchtansatz ist überdurchschnittlich hoch. Der Chromosomensatz beträgt 2n= 42.

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Chamonix (F), August 1987


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Hochobir (A), 6. Juli 2006


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Hochobir (A), 6. Juli 2006


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Hochobir (A), 6. Juli 2006