Dactylorhiza saccifera |
( (Brongniart) Soo 1962 ) |
Wer sich mit Dactylorhizen zum ersten Mal näher beschäftigt, ist schnell
der Verzweiflung nahe. Und auch der Kenner wird mit vielen gefundenen Exemplaren
seine liebe Mühe haben. Anfänglich war die Gattung noch vergleichsweise
überschaubar, wie übrigens auch viele andere Orchideengattungen. Mittlerweile
listet Delforge bereits 58 Arten aus 6 Gruppen auf. Dass in vielen Fällen
die eindeutige Identifizierung so schwierig ist, hat mehrere Gründe. Zum
einen unterscheiden sich eine Reihe von rotblühenden Arten morphologisch
nur unwesentlich. Hinzu kommt bei den meisten Arten eine relativ große Variabilität
in den morphologischen Merkmalen. Und zu allem Überfluss neigt die Gattung
Dactylorhiza zu Hybridisierung. In manchen Populationen sind die Hybriden
sogar in der Überzahl und man muss schon eine Weile suchen, bis man die
Eltern ausfindig gemacht hat, wenn sie überhaupt noch reinrassig vorkommen.
Dactylorhiza saccifera allerdings ist eine Art, die vergleichsweise gut zu identifizieren ist. Schon 1832 wurde sie beschrieben, damals allerdings noch als Orchis saccifera. Insbesondere der namengebende, bis zu 5 mm dicke Sporn ist auffällig und im Gelände gut anzusprechen. Auch die meist deutlich über die Blüten ragenden Deckblätter sind ein (meist) gutes Merkmal. Am nächsten steht die Art Dactylorhiza fuchsii, mit der sie in Italien und dem ehemaligen Yugoslawien auch gemeinsam vorkommt (Kontaktzone), dann manchmal hybridisiert und verwechselt werden kann. Die Art gehört zur Dactylorhiza maculata-Gruppe und wurde früher als Subspezies von Dactylorhiza maculata geführt. Diskutiert wurde auch, die beiden Taxa Dactylorhiza fuchsii und Dactylorhiza saccifera zu einer Art zu vereinigen. Im Zeitalter der "Splitter" ist so etwas aber nicht (mehr) populär. Dactylorhiza saccifera ist zwar eine stattliche Erscheinung und wird bis zu 70 cm hoch. Dennoch ist die deutsche Übersetzung "Langähriges Knabenkraut" nicht besonders glücklich gewählt. "Dicksporniges Knabenkraut" wäre da schon besser, schließlich gibt es ja auch ein "Langsporniges Knabenkraut" (Orchis longicornu). Die Art hat ein relativ großes Verbreitungsgebiet. Es umfasst insbesondere das zentrale und östliche Mittelmeergebiet und reicht von der Toskana und Korsika im Westen bis hinüber nach Kurdistan im Osten und nordwärts bis zu den Karpaten. Es ist damit ein ost - zentralmediterran (orientalisch) ost - zentralsubmediterran karpatisches Florenelement. Die Art braucht feuchte bis nasse, basenreiche Böden. Solche Standorte sind in den tieferen Lagen des Mittelmeergebiets eher selten. Folglich findet man sie vornehmlich in der montanen Stufe bis hinauf auf 2.000 Meter Höhe, und zwar gerne in humiden Wäldern (Buche, Tanne, Kastanie), auf Nasswiesen und an feuchten, meist nordexponierten Straßenböschungen. Sie blüht je nach Höhenlage von Anfang Mai bis Ende Juli. Die Chromosomenzahl ist 2n=40, Hybriden mit verschiedenen Arten bekannt, Beispielsweise mit Dactylorhiza incarnata, D. cordigera, D. iberica und wie gesagt D. fuchsii. |
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Blüten
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Blüten
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Blütenstand
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Habitus
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Standort
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