ORCHIDEEN EUROPAS
EXKURSIONSBERICHTE
 

 

 

Orchideenparadies über der Waldgrenze

von

Dr. Helmuth Zelesny, Börtlingen

 

 

Wir wissen nicht so recht, was wir vom Wetter heute halten sollen an diesem 8. Juli 2000. Die Sonne kommt zwar durch, aber die Wolkentürme, die bereits am frühen Vormittag am Himmel stehen, lassen vermuten, dass es gegen später eher schlechter statt besser wir. Aber was soll's. Der Berg (mit den Orchideen natürlich) ruft, wir hören es ganz deutlich. Wir brechen auf Richtung Dolomiten. Über das Grödnertal geht's hinauf in die Berge. Vor Jahren hatten wir sie entdeckte, die herrliche Orchideenwiese. Seither ist es einer meiner Lieblingsplätzen. Zuletzt war ich vor zwei Jahren hier und hatte dort bei insgesamt 4 Besuchen eigentlich alle Orchideenarten, die es in der Gegend gibt, gefunden.

Auch diesmal werden wir nicht enttäuscht, obwohl der Blühaspekt völlig anders ist als damals, wo hier die Läusekräuter in Blüte standen und die Wiese in ein rotes Blütenmeer verwandelten. Auch das rote Kohlröschen stand zusammen mit dem Schwarzen in voller Blüte. Heute, auf den Tag genau 2 Jahre später ist alles anders. Die Läusekräuter sind verblüht, die roten Kohlröschen auch. Die Fliegenragwurz finden wir, aber auch sie sind deutlich weiter aufgeblüht als vor 2 Jahren. Damals waren wir echt überrascht, diese Art in 2.000 Meter Höhe zu finden. Und nach einem der dort von mir damals gefundenen rosablühenden Kohlröschen suchen wir vergeblich. Es war nach meiner Diagnose keine rosa blühende Form des schwarzen Kohlröschens. Mir fiel nichts anderes ein, als sie zu Nigritella corneliana zu stellen. Heute hätten wir sie uns liebend gerne näher angeschaut, denn möglicherweise handelt es sich doch um eine besondere Art oder einen bislang unbekannten Standort einer beschriebenen Art. Dafür entdecken wir einige rotblühende Kohlröschen, die wir jetzt in die Nähe von Nigritella dolomitensis stellen.

Für meine Begleiter ist der Orchideenreichtum allemal beeindruckend. Immerhin finden wir wieder Hybriden von Nigritella rhellicani mit Gymnadenia conopsea und mit Gymnadenia odoratissima. Diesmal halten wir uns über eine Stunde hier auf und erkunden die ganze Bergflanke bis hinauf zum Kamm. Weitere Arten finden wir allerdings nicht. Insgesamt 12 Arten und 3 verschiedene Hybriden finden wir diesmal, wobei von der früher blühenden Nigritella nigra austriaca allerdings nichts mehr zu sehen ist.

 

 

Die Fundliste am 8. Juli 2000: Dactylorhiza traunsteineri (vereinzelt, blühend); Dactylorhiza alpestris (vereinzelt, verblüht); Dactylorhiza fuchsii (vereinzelt am Waldrand, blühend); Coeloglossum viride (zerstreut, blühend); Traunsteinera globosa (vereinzelt, blühend); Gymnadenia conopsea (häufig, blühend-verblühend); Ophrys insectifera (vereinzelt, blühend-verblühend); Nigritella rhellicani (häufig, blühend); Nigritella rubra (vereinzelt, verblüht); Leucorchis albida (zerstreut, blühend); Orchis signifera (vereinzelt, verblüht); Gymnadenia odoratissima incl. albifl. (häufig, blühend); Nigritella rhellicani x Gymnadenia conopsea (5 Exemplare, blühend); Nigritella rhellicani x Gymnadenia odoratissima (6 Exemplare, blühend); Nigritella rubra x Nigritella dolomitensis (5 Ex., blühend-verblühend).

 

 

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